Zunächst möchte ich einmal auf die allgemeine Definition von Diversifikation im Zusammenhang mit Finanzanlagen eingehen:

„Die Streuung des Vermögens auf unterschiedliche Anlageformen bzw. -werte im Bereich der Kapitalanlage wird Diversifikation genannt. Zielsetzung ist dabei ein Portfolio mit einer möglichst hohen Rendite bei gleichzeitig möglichst geringem Risiko zu erreichen.“

Harry Markowitz hat in den 1950er Jahren für seine Portfoliotheorie einen Nobelpreis erhalten. Neben einer einfachen, naiven Streuung hat er eine komplexe Rechenregel aufgestellt, die die Korrelation von Wertpapieren betrachtet. So versucht er eine optimale Risiko- und Renditeoptimierung des zugrundeliegenden Portfolios abzuleiten.

Als gelernter Bankkaufmann habe ich diese Lehre in der eigenen Ausbildung mit auf den Weg bekommen. In der Praxis habe ich ebenfalls viele Erfahrungen mit Vermögensverwaltern gesammelt, die ihr Beratung auf diesen Prinzipien aufbauen.

Größere Vermögen werden in der Regel beginnend über Währungen und Länder letztlich auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien verteilt.

Dies ist für die Finanzindustrie ein rentables Geschäft. Der allgemeine Anleger verfügt nicht über das notwendige Spezialwissen der verschiedenen Anlageklassen. Eine Bank hingegen beschäftigt eine Vielzahl von Mitarbeitern mit unterschiedlichen Kompetenzen und jeweiligem Spezialwissen. So können Sie ihren Kunden ein breites Spektrum an Anlagemöglichkeiten mit Blick auf die Diversifikation anbieten. Selbst für den größten Skeptiker können sie so eine Lösung aus dem Hut zaubern.

Die Nachteile:

Viele dieser Anlagemöglichkeiten sind strukturierte oder fondgebundene Produkte. In diesen befinden sich entsprechend hohe Vertriebs- und Strukturkosten die zu Lasten der Anleger gehen.

Daneben ist zu erwähnen, dass Diversifikation in vielen Fällen eher als Vermögenserhalt, aber nicht wirklich als Vermögenszuwachs fungiert. Aus eigener Erfahrung zeigt sich gerade auch in unsicheren Zeiten, dass Vermögensklassen in direkter Korrelation stehen. So hat sich in dem durch die Finanzkrise ausgelösten Börsen-Crash im Jahr 2008 gezeigt, dass sämtliche Assetklassen wie z.B. Aktien, Immobilien und Rohstoffe im Gleichklang stark gefallen sind. Somit ist Diversifikation auch kein Schutz vor Krisen im Zusammenhang für einen Vermögenserhalt. Ein klassischer Vermögensverwalter verweist dann aber auch gleich auf den Erfolg, dass das doch gut diversifizierte Portfolio nicht ganz so stark gefallen ist, wie der Gesamtmarkt.

Der als der beste Investor der Neuzeit geltende Warren Buffett hat einen sehr klaren und einleuchtenden Blick auf dieser Art des Investierens. Er bezeichnet Diversifikation wie folgt:

“Diversification is protection against ignorance. It makes little sense if you know what you are doing.”
Warren Buffett

Und genau hier liegt der Kern! So lange ich nicht weiß was ich tue, sollte ich diversifizieren. Jedoch empfiehlt Warren Buffett in diesem Zusammenhang nicht auf den Banker zu hören, sondern sein hart erarbeitetes Geld in einen Index-Fond (ETF) mit entsprechender Streuung zu legen.

Ein Index-Fond ist ein kostengünstiges Produkt, welches 1:1 dem zugrundliegenden Index folgt. Als Folge daraus erzielt der Anleger am Ende immer die Rendite des Index. Allgemein ist dies ein gutes Geschäft, da alternative Produkte wie z.B. ein aktiv gemanagter Fond statistisch über Zeiträume von größer 5 Jahren nicht den Index schlagen.

Für alle Anleger die sich mit ihren Finanzanlagen tiefer beschäftigen wollen und können zeigt Buffett eine der lukrativsten Anlagemöglichkeiten auf: „Value Investing“

Buffett zählt zu den erfolgreichsten Value Investoren aller Zeiten. Er gehört zu den Schülern des Value Investing-Begründers Benjamin Graham. Ziel der Lehre von Graham ist vereinfacht das Finden von unterbewerteten Unternehmen in Bezug auf den aktuellen Marktpreis. Hierbei werden auf Basis von quantitativen und qualitativen Kriterien Einzelunternehmen für die nächsten 5-10 Jahre bewertet. Ergibt sich auf dieser Basis eine vorteilhafte Diskrepanz zwischen Unternehmenswert (intrinsischer Wert) und dem aktuellen Marktpreis (Aktienkurs) wird sukzessive in das Unternehmen investiert.

Alle Investoren, die sich jedoch an die Grundlagen des Value Investings von Benjamin Graham gehalten haben bzw. halten, konnten über einen sehr langen Zeitraum Überrenditen zu den Indizes wie dem S&P 500 erzielen. Buffett hat dies schön in einem Beitrag im Columbia Business School Magazin unter Beweis gestellt. Jeder Value Investor und vor allem die es werden wollen, sollten diesen Artikel sich ans Bett legen und die darin offenbarten Lehren sich einprägen und leben.

Link zum Buffett Artikel: The Superinvestors of Graham-and-Doddsville

Der Artikel stammt aus dem Jahre 1984 hat auch in unserer Zeit noch Gültigkeit. Es gibt weltweit eine Handvoll von Value Investoren, die auch heute noch nach den Lehren von Graham aber auch der durch Warren Buffett optimierten Vorgehensweis erfolgreich investieren. Alle zeichnen sich dadurch aus, dass höhere Renditen als der allgemeine Markt erzielen.

Beispiel von Value Investoren und ihren aktuellen Portfolios:

https://www.gurufocus.com/holdings.php

An dieser Stelle möchten wir einmal praxisbezogen die Diversifikation von Berkshire Hathaway in Bezug auf ihre Minderheitsbeteiligungen an Börsenunternehmen näher anschauen:

Berichtszeitraum: 31.03.2018
Marktpreise: 02.08.2018

Buffett hält aktuell 46 Beteiligungen mit einem Gesamtmarktwert von 204 Mrd. USD. Auf den ersten Blick sieht das nach einem sehr gestreuten Portfolio aus. Jedoch die nähere Betrachtung zeigt die Vorgehensweise von Warren Buffett genau auf.

Seine 3 größten Beteiligungen machen mit 96 Mrd. USD Marktwert fast 50% seiner Beteiligungen aus. Gemeinsam mit den nächsten 4 größten Unternehmen mit einem zusätzlichen Wert von 59 Mrd. USD kommen die Top 7 Unternehmen auf einen Anteil von 76%.

An diesem Portfolio ist sehr gut zu erkennen, dass Buffett seine Beteiligungen sehr gezielt und vor allem langfristig auswählt.

Dies geht nur, indem man den Unternehmenswert und das Zukunftspotential für sich bewertet und mit dem jeweiligen Börsenwert (Preis) vergleicht.

Neben qualitativen Kriterien wie die Entwicklung von Unternehmenskennzahlen liegt bei ihm der Fokus sehr stark auf qualitative Kriterien wie ein qualifiziertes und vor allem zu seinen Werten passendes, ehrliches Management. Das Geschäftsmodell selbst sollte mit einem großen Burggraben (MOAT) versehen sein.

Buffett baut seine Gewinner (in diesem Fall seine Top 7) oft in Tranchen auf. Er weiß genau, dass er nicht wirklich Markttiming beherrscht. Daher ist für ihn das Wissen über den inneren Wert des Unternehmens so wichtig. So lange ein Unternehmen aus seiner Sicht einen höheren Wert als der aktuelle Börsenwert aufweist, ist er bereit weitere Tranchen aufzubauen.

Die klassische Finanzmarktlehre würde eher Verluste begrenzen und Positionen bei fallenden Kursen abstoßen. Buffett agiert genau konträr, er kauft in diesen Fällen getrost nach. So lange sich für ihn die Grundannahmen zum Geschäftsmodell nicht signifikant ändern, freut er sich sogar über fallende Kurse. Er weiß aus Erfahrung, langfristig wird sich der Markt an das Unternehmenspotential zu seinen Gunsten wieder angleichen.

Dies ist die wohl attraktivste Form des Risikomanagements. Du musst nur letztlich Wissen was du tust.

Übersicht der Beteiligungen:

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