„Charlie and I are of one mind in how we feel about derivatives and the trading activities that go withthem: We view them as time bombs, both for the parties that deal in them and the economic system.“
Warren Buffett / 2002 Chairman’s Letter

Warren Buffett wird in den Medien oft mit seiner Aussage zu Derivaten aus seinem Chairman’s Letter aus 2002 zitiert. Hiernach wird Buffett als Gegener von Optionsstrategien darestellt. Jedoch bei näherem Hinschauen kann man aus seinen Shareholder Briefen als auch SEC-Meldungen herauslesen, dass gerade er immer wieder konservative Optionsstrategien zu seinem Vorteil einsetzt.

Das prominenteste Beispiel ist eine Verkaufsoption (Short PUT) auf Coca Cola (Kürzel: KO) im jahr 1993. In diesem jahr hatt Buffett bereits eine reisige Position von Coca Cola in seinem Depot:

Für seine 93,4 Mio. Aktien hat er einen Durchschittskurs von ~11 USD gezahlt. Die Aktie wurde 1993 bereits um Kurse von >40 USD gehandelt.

Im April 1993 hat er sich dazu entschlossen, 30.000 Kontrakte auf Coca Cola zu verkaufen. Dies entspricht einer Anzahl von 3 Mio. Aktien, da ein Kontrakt 100 Aktien entspricht. Der Basispreis der Option war bei 35 USD fixiert und der Verfall lag auf Dez 1993. Für dieses Geschäft konnte Warren Buffett als Stillhalter (so nennt man den Verkäufer einer PUT-Option) 1,50 USD je Aktie per April 1993 einnehmen. Später hat noch weitere 20.000 Kontrakte veräußert und konnte über diese beiden Deals 7,5 Mio. USD einnehmen. Zum Verfall war der Kurs der Aktie weit über 35 USD und somit ist die Option zu seinem Vorteil verfallen. Den zuvor eingenommene CASH konnte er zu 100% für sich verbuchen.

Warum hat Buffett dieses Optionsgeschäft getätigt?

Buffett war sich 1993 bewußt, dass der intrinsiche Wert von Coca Cola weit über dem gehandelten Preis lag. Dies hat er für sich erkannt und hat eine aus seiner Sicht risikolose Wette getätigt. Für ihn ging das Risiko gegen null zum einen, da er auf über 93 Mio. Aktien saß und ohne Probleme zum Verfall weitere 5 Mio. Aktien zu diesem Kurs hätte aufnehmen können und zum anderen war er sich sicher, dass Coca Cola mehr Wert war als 35 USD.

Er hat mit diesem Optionsgschäft eine sogenannte CASH Flow-Strategie verfolgt. Neben seinen bereits bestehenden Aktien die laufend Dividenden erzielten konnte er mit der Option zusätzlichen CASH einnehmen. Guter DEAL!

Das zweite bekannte Optionsgeschäft war eine Aktien-Einstiegsstrategie. In der Finanzkrise 2008 hat er über ein Tochterunternehmen von Berkshire Hathaway 55.000 Verkausfoptionen (Short PUT) auf Burlington Northern Santa Fe geschrieben. Durch die Finanzkrise und stark fallenden Börsen konnte er hier sehr hohe Optionspämien einnehmen. Es kursieren Zahlen von mehreren 100 Mio. USD. Letztlich hat er diese Geld für die Übernahme von Burlington Nother Santa Fe eingesetzt und so viel Geld in der eigentlichen Akquisition in 2009 gepsart. Hammer DEAL!

Beide Optionsgeschäft zusammen waren natürlich mit Bick auf die Größenordnung von Berkshire Hathaway kleine Deals und somit zusätzlich von geringem Risiko der Beteiligungs-Holding.

Was jedoch die wenigsten wissen ist, dass Buffett in der Finanzkrise 2008/2009 als ein riesiger Optionshändler aufgetreten ist. Neben Burlington hat er großvolumige Verkaufsoptionen auf die prominenten Indizes S&P 500, Nikkei 225, EuroStoxx 50 und den FTSE 100 geschrieben. Die gewählten Laufzeiten der Optionen waren bis zu 20 Jahren (hier spricht man von LEAPS).

Der Gegenwert der Werte belief sich auf ein Volumen von ~37 Mrd. USD (Risiko). Hierfür hat er eine Prämie von 4,9 Mrd. USD erhalten.

Warum hat Buffett so ein auf den dersten Blick risikobehaftetes, materielles Optionsgeschäft getätigt?

Warren Buffett hat die Finanzkrise für sich als überschaubares Risiko bewertet. Er hat sich die hohe Volatilität (Angst im Markt) zu nutze gemacht und die hohen Prämien für Optionen eingesammelt. Das es sich hier um Indizes mit vielen Unternehmen handelt, hat er die Black Scholes-Bewertungsmethode für Optionen als Basis zugrunde gelegt. Hiernach ging sein Risiko mit Blick auf die langen Laufzeiten gegen Null.

Er hat den CASH Zufluss aus den Optionen von 4,9 Mrd. USD direkt für neue Investitionen nutzen können. Gigantischer DEAL!

Auch hier hat Buffett die CASH Flow-Optionsstrategie für sich gewählt.

An Buffett kann man gut ablesen, dass man mit Basis-Optionsstrategien und überschaubarem Risiko gutes Geld verdienen kann.

Grundsätzlich gehören für uns Optionen in den Werkzeugkasten eines echten Investors. Jedoch gilt auch hier, man muss dieses Instrument verstehen und rund um den Basiswert seine Hausaufgaben machen. Nur erfahrene Investoren sollten dieses Instrument nutzen!

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